Geboren, um zu sterben: die Ankunft von Lana Del Rey, dem etwas anderen Popstar des Jahres 2012

Analyse: Sebastian Fasthuber
Feuilleton, FALTER 50/11 vom 14.12.2011

Dass ein Internethype zu Weltruhm führen kann, ist längst nichts Neues mehr. Es ist denn auch weniger die Art, die an Lana Del Reys blitzartigem Aufstieg fasziniert, als vielmehr der Stil, mit dem es die US-Sängerin seit der Veröffentlichung des Songs "Video Games“ heuer im Sommer geschafft hat.

Gemeint sind nicht die künstlichen Lippen der als Elizabeth Grant geborenen Mittzwanzigerin. Ja, die natürlich auch. Sie passen nicht in das hübsche Gesicht. Und gerade dadurch passen sie, wenn man sie im Sinne der Celebritywelt zynisch als Marketingtool interpretiert, wieder perfekt. Wichtiger jedoch ist, dass Lana Del Rey sich von Beginn an als Gesamtkunstwerk präsentiert: vom klingenden, an die US-Schauspielerin Lana Turner und einen Mittelklassewagen aus den 80er-Jahren angelehnten Namen über ihre kunstvoll distanzierte Art zu singen bis hin zur Videoästhetik.

Ob sie selbst dafür verantwortlich ist oder ob Marketingstrategen im Hintergrund agieren, darüber wird 2012 viel diskutiert werden. Letztlich aber ist es zweitrangig, wenn das geschnürte Paket perfekt ist und im Vergleich zu Lady Gagas beständigen Anstrengungen, ein Superpopstar zu sein, derart mühelos wirkt. Obendrein ist die Musik fantastisch. Das schwermütige, von Ennui erfüllte "Video Games“ ist ein Instantklassiker, der Bilder des alten Hollywood ebenso wie Erinnerungen an Sinatra-Balladen heraufbeschwört und gleichzeitig sehr gegenwärtig klingt.

Lana Del Rey schuf damit den definitiven Popmoment 2011. Kürzlich hat sie den ebenfalls sehr starken Song "Born to Die“ nachgeschoben. So wird auch ihr Album heißen, das Ende Jänner erscheint. Das geht gut rein und klingt schön illusionslos. Vielleicht ist der Titel aber auch als Anzeichen dafür zu lesen, dass Lana Del Rey die Art Popstar ist, die lieber schnell ausbrennt, anstatt langsam zu verwelken. So oder so: Wir werden ihr gebannt zusehen.

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