Das neue Album: noch mehr Schönheit, noch mehr emotionale Intensität
Die Bestandteile von Soap&Skins Musik sind nicht weiter spektakulär. Im Zentrum ihrer stets im Alleingang produzierten und arrangierten Lieder stehen getragenes Klavierspiel und eine ausdrucksstarke, dunkle Stimme, dazu kommen teilweise noch elektronische Sounds, die manchmal wuchtig, manchmal filigran angelegt sind; vereinzelt erklingen auch Streicher.
So einfach sich die Lieder sezieren lassen, so schwer ist ihre Wirkung in Worte zu fassen. Die 21-jährige Sängerin überfällt den Hörer mit einer emotionalen Wucht, die verschreckend oder tief berührend wirken kann, jedenfalls aber keine achselzuckende Reaktion zulässt. Andere mögen in ihrer Musik bis hart an die Schmerzgrenze gehen, Soap&Skin überschreitet diese Grenze konsequent.
Man höre nur "Vater“, das Eröffnungsstück ihres zweiten Albums: Mit so poetischen wie verstörenden Worten singt Soap&Skin über den Verlust eines geliebten Menschen; die stille Klavierballade wächst dabei zu einem dramatischen Epos. Wie vielfältig Soap&Skins künstlerische Sprache ist, zeigt der Rest des Albums. Die Coverversion des französischen 80er-Jahre-Hits "Voyage Voyage“ erstrahlt als tieftraurige Ballade in ganz neuem Glanz, während "Deathmental“ gleich darauf massive Beats auffährt. Der "Cradlesong“ ist so kurz wie rührend, "Wonder“ überträgt das Loop-Prinzip der elektronischen Musik geschickt auf das Format Popsong.
"Lost“ zitiert Franz Schuberts "Sehnsuchtswalzer“, "Boat Turns Toward the Port“ kombiniert atmosphärische Elektronik mit schmerzerfülltem Gesang, und "Big Hand Nails Down“ setzt den dramatischen Schlusspunkt unter ein so konzentriertes wie großartiges Album. GS