Die Erotik des Handmixers: Claes Oldenburgs Ausstellung im Mumok

Feuilleton, FALTER 05/12 vom 01.02.2012

Die Ausstellung über das Frühwerk Claes Oldenburgs erstreckt sich über drei Etagen des Museums. Sie beginnt ebenerdig mit der Installation "The Street“ und ihren Kartonobjekten, deren Gestalt einem Frauenbein oder einer Pistole nachempfunden ist. Hier befindet sich auch das berühmte Objekt "Street Head, I“ (1959), das ein Kritiker einmal mit dem Kopf eines neugeborenen Babys verglich.

Diese Skulptur zeigt Oldenburg am Übergang von informell-abstrakten Ausdrucksformen zum Verwenden industriell vorgefertigter Symbole, wie sie in der zweiten Installation "The Store“ dominieren. Der Künstler verfremdet Stereotypen der Warenwelt wie den Hamburger, indem er sie mit grobem Gips nachahmt und färbt. Zeichnungen der frühen 60er-Jahre ergänzen die Präsentation.

Im zweiten Stock wird das zweite Thema des Künstlers behandelt, die Transformation von Härte in Weichheit. Oldenburg formte typische Gegenstände des Eigenheims aus Kunststoffen nach. Mixgeräte, Telefone, Stecker und Ventilatoren hängen schlaff von der Decke. Durch die große Dimension wirken die Geräte mit ihren Öffnungen und Häuten wie sexuelle Organe. Ebenfalls auf dieser Ebene befinden sich Oldenburgs erste Entwürfe von riesigen Monumenten für den öffentlichen Raum.

Der dritte Oldenburg-Stock gehört dem "Mouse Museum“, in dem der Künstler mit dem Blick des Ethnografen den Abfall des Großstadtlebens inventarisierte. Außerdem wurde der "Ray Gun Wing“ aufgebaut, ein Erweiterungsflügel des Mausmuseums. Darin deponierte Oldenburg seine Sammlung von Strahlenpistolen, die er in Spielzeuggeschäften erworben hatte. In diesem Raum lässt sich auch nachvollziehen, wie der Künstler das Motiv Mickey vom Bild in ein Objekt verwandelte, das sowohl geometrisch-abstrakte als auch figurativ-ikonische Qualitäten besitzt.

Claes Oldenburg: von 4.2. bis 28.5. im Mumok. Eröffnung am 3.2., 19 Uhr; Künstlergespräch am 4.2., 19 Uhr

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