Schöner klonen
Der Architekt Antonino Cardillo baut nur im Internet. Mit seinen Häuserfakes narrt er die internationale Presse
Celebrities sind immer schlank, Architekturfotos in Hochglanzmagazinen ohne störenden Balken oder Blumentopf, der Bildretusche sei Dank. Der ungeschulte Betrachter wird es nicht bemerken.
Seit geraumer Zeit bekommen Architekturmagazine Post von dem italienischen Architekten Antonino Cardillo, makellose Bilder und Projektbeschreibungen seiner neuesten Werke in Japan, Italien und Australien. Die Architektur wirkt skulptural, das Licht magisch. Es sind perfekte Darstellungen eines architektonischen Denkens, das sich - so die Selbstbeschreibung des Architekten - mit der Verbindung zwischen mediterraner Kultur und dem Mythos des Nordens durch das Licht beschäftigt.
Über der Bucht von Osaka, Japan, hat Antonino Cardillo jüngst ein Einfamilienhaus realisiert, das "auf einen Dialog zwischen europäischen und japanischen Raumtraditionen“ zielt. In build - Das Architekten Magazin wird das "Nomura House“ ausführlich beschrieben. Zu sehen ist lediglich eine (retuschierte) Außenaufnahme und zahlreiche Fotos des Innenraums. Hat das Gebäude nur eine Seite? Eine E-Mail an die Bauträgergesellschaft, die Nomura Koumuten Corporation in Osaka, brachte keine Antwort. Dasselbe Magazin widmet dem jungen Stararchitekten in der neuesten Ausgabe Platz für ein ausführliches Gespräch.