Welt im Zitat
Fehlleistungsschau
Nina Hagen sitzt in einer Suite im 15. Stock des Hilton am Stadtpark und bessert gerade ihr paradiesvogelartiges Make-up nach, das von der Sommerhitze leicht in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Ihr Haar ist pechschwarz, der Lippenstift knallig rot, die Plateauschuhe zieren die Farben der US-Flagge. Auf dem Kopf trägt sie ein rosa Krönchen, passend zu den pinken Punkten auf ihrem Kleid.
An der Couch lehnt griffbereit eine Gitarre. Sie bleibt während des Interviews zwar unberührt, ein ganz normales Gespräch soll es aber auch nicht werden: Die 57-jährige deutsche Rocksängerin, Schauspielerin, Autorin, „Godmother of Punk“ und seit 2009 auch getaufte Christin gibt nicht einfach nur Antworten. Sie gestikuliert, verdreht die Augen, wechselt die Stimmlage, preist den Herrn und beginnt mitten im Interview zu singen.
Ob Nina Hagen verrückt ist? Ein bisschen vielleicht schon. Aber es ist eine charmante, einnehmende und stimmige Verrücktheit, die sie in rund vier Jahrzehnten Showgeschäft kultiviert hat. 2010 feierte die Sängerin mit der Gospelrockplatte „Personal Jesus“ nach längerer Veröffentlichungspause ein Comeback; Ende letzten Jahres folgte das deutschsprachige Album „Volksbeat“, das Nina Hagen dieser Tage zu zwei Konzerten nach Österreich führt.