Nachgetragen Journal mehr oder weniger bedeutender urbaner Begebenheiten
Knoflacher: "Der Lobautunnel ruiniert die lokale Wirtschaft“
Bis 2025 will die Asfinag als Teil ihres Rings um Wien die Lobau auf einer Länge von acht Kilometern untertunneln. Am Montag fand der öffentliche Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung statt. Hermann Knoflacher, TU-Verkehrsexperte und langjähriger Projektgegner, nimmt Stellung.
Falter: Herr Knoflacher, was haben Sie gegen den Lobautunnel?
Hermann Knoflacher: Zum einen fürchten Geologen, dass dadurch der Grundwasserspiegel in der Lobau absinkt. Zum anderen weise ich auf die Folgen für die Stadt Wien hin: für die lokale Wirtschaft, das Verkehrssystem und die CO2-Emissionen.
Laut Asfinag könnte es aber durch den Tunnel zu einer 30-prozentigen Verkehrsreduktion in Wiener Umlandgemeinden kommen, weil der Tunnel den Verkehr kanalisiert.
Knoflacher: Das beruht entweder auf falscher Systemanalyse oder solider Sachunkenntnis. Durch den Tunnel wird das Autofahren attraktiver.
Wie war das bei anderen Autobahnen?
Knoflacher: Ich habe das bei der Südosttangente am Beispiel Schlachthausgasse untersucht. Dort dachte man auch, dass die A23 den Verkehr von der Schlachthausgasse abziehen wird. Tatsächlich gab es einen Verkehrszuwachs um 20 Prozent. Wenn Sie Autobahnen anbieten, wird durch entlastete Straßen das Autofahren auch rundherum attraktiver.
Mit wie viel Verkehrszuwachs rechnen Sie durch den Lobautunnel?
Knoflacher: Die Kapazität wird auf das Doppelte erhöht, also wird es eine Zunahme geben, die das ausnützt.
Die Befürworter des Tunnels betonen auch die positiven Folgen für den Wirtschaftsstandort Wien.
Knoflacher: Die wirtschaftliche Folge wird sein, dass sich Supermärkte, Einkaufszentren und Konzerne an die Autobahn verlagern. Der Lobautunnel ruiniert die lokale Wirtschaft und schwächt den Standort Wien. F