Nachrichten aus dem Inneren
Die Redaktion erklärt sich selbst
Der ausschließliche Zweck dieser Rubrik ist die sanfte Selbstverarschung und animierte Autoridikülisierung der Redaktion. Man soll, wie Erich Kästner wusste, den Kakao, durch den man gezogen wird, nicht auch noch trinken. Aber wer ständig andere durch den Kakao zieht, tut wohl gut daran, sich hin und wieder selber einzutunken - in der Hoffnung, der Schokotrunk möge wirken wie Drachenblut und andere davon abhalten, einem die Arbeit des Verarschens abnehmen zu wollen.
Solch strategische Maximen lassen sich von der Außen- auch auf die Innenpolitik umlegen. Soll heißen: Schon aus gruppendynamischen Gründen sollte der Verfasser dieser Rubrik sich hin und wieder selbst verhöhnen. Und nachdem im konkreten Falle sogar ein echtes Versagen vorliegt, will ich mit Selbstkritik nicht sparen. Zum ersten Mal in über 20 Jahren habe ich einfach darauf vergessen, einen Artikel zu schreiben. Gut, es war nicht eben der Stein, dessen Entfernung die ganze Kathedrale zum Einsturz brächte - bildlich gesprochen. Und schon wahr, das Vergessen des Einspalters wurde dadurch begünstigt, dass ich, statt diesen zu verfassen, am Vierseiter der übernächsten Ausgabe gearbeitet habe. Aber: All das darf aufrechter Reue nicht im Wege stehen. Obgleich an Anlässen fürwahr kein Mangel herrscht, soll der Rest der Redaktion für diesmal also gnädig unverhöhnt bleiben. Aufgrund akuter Nachsichtbedürftigkeit des Bespöttelungsbevollmächtigten sieht selbiger für diesmal davon ab, im Glashaus mit Steinen zu werfen. Nächste Woche geht’s dann wieder.
KLAUS NÜCHTERN