Meinesgleichen Erinnerung an Maria Schaumayer
Die ehemalige Nationalbankpräsidentin Maria Schaumayer hatte die Erscheinung einer Frau, die der englische Lyriker Philip Larkin als "loaf-haired“ charakterisiert hätte, also mit Brotlaib-Haar. Das Geldgewerbe verlangt Diskretion und verlieh ihr jenen abweisenden, harten Anschein, der zu ihrer Frisur passte. Dachte ich, bis ich im Falter ein Interview las, das Thomas Wolkinger und Herwig Höller mit Frau Schaumayer führten, als sie gerade zigarettenrauchend und bridgespielend auf einer steirischen Alm urlaubte. Zu rauchen habe sie nie aufgehört, sagte sie. Das habe sie 1945 angefangen, als es Tabak gab, aber nichts zu essen. Und für die Gesundheit sei der liebe Gott zuständig.
1999 habe ihr Wolfgang Schüssel angeboten, Bundeskanzlerin zu werden. Sie habe abgelehnt, weil sie ihre Grenzen kenne. Als Bundespräsidentin hätte sie zweimal kandidieren können, aber der Job habe sie nicht interessiert. Zu wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Die Frauenquote lehnte sie ab, den Hinweis auf Norwegen konterte sie mit der Bemerkung, dort spezialisierten sich Frauen auf Aufsichtsratsjobs, das finde sie absurd. Hierzulande seien Aufsichtsratsmandate schlecht bezahlt, da blieben qualifizierte Frauen lieber Spitzenanwältinnen. Dem Kapitalismus sei nicht zu trauen, der sozialen Marktwirtschaft schon. Maria Schaumayer war eine Frau mit Stil, die in der österreichischen Gesellschaft der Stillosen vielleicht gerade deswegen nur zum Teil adäquat wahrgenommen wurde. F