Am Apparat Telefonkolumne
Regiert in Österreich der Postenschacher, Herr Ennser?
Laurenz Ennser erforschte mit seiner Doktorarbeit an der Universität Wien, nach welchen Kriterien Managerposten in staatsnahen Unternehmen vergeben werden. Dafür untersuchte er alle Betriebe, an denen der Bund mehr als 50 Prozent der Anteile hält, insgesamt 87 Firmen. Das Ergebnis: Von 1242 Managern in staatsnahen Konzernen sind 719 einer Partei zuzuordnen, also mehr als jeder Zweite. Was bedeutet dieses Ergebnis?
Herr Ennser, was war für Sie das Überraschendste an Ihrer Dissertation?
Das Überraschendste war, dass ich nicht überrascht war. Meine Arbeit brachte das Muster zum Vorschein, mit dem ich gerechnet hatte.
Wie sind Sie zu Ihrem Ergebnis gekommen?
Ich habe mir die Namen aller relevanten Manager aus dem Firmenbuch geholt und habe mithilfe von Archivrecherchen ihre Lebensläufe auf Schnittstellen zu den Parteien untersucht. Darunter fielen etwa die Mitarbeit in Ministerialkabinetten und andere Posten, die eindeutig in Parteinähe angesiedelt sind.
Welcher Schluss lässt sich für Sie aus Ihrem Ergebnis ziehen?
Ich bin vorsichtig damit, diese politisch motivierte Jobvergabe generell zu verurteilen. Oft kann es vertretbar sein, wenn Politiker auf Manager setzen, zu denen eine Vertrauensbasis besteht. In den USA ist es ganz normal, dass mit einem neuen Präsidenten auch tausende Jobs in der Verwaltung neu besetzt werden. Die Frage ist nur, welche Priorität der Qualifikation des Personals beigemessen wird.
Lässt sich diese Frage mit Ihrer Dissertation beantworten?
Nicht exakt. Interessant ist, es gibt Namen, die tauchen immer wieder auf. Es dürfte sich dabei um besonders bewährte Problemlöser handeln. Auffallend ist, dass vor allem das Verkehrsministerium immer von absoluten Partei-Insidern geführt wird; dort gibt es nämlich besonders viele Posten und Aufträge zu vergeben.
Anruf: Wolfgang Zwander