Nur langsam geht's voran

Graz will Hauptstadt der E-Mobilität sein. Doch allzu viel ist davon noch nicht zu spüren

Gerlinde Pölsler
STEIERMARK, FALTER 14/13 vom 02.04.2013

Michael Pock und die Grazer Stromtankstellen – das ist die Geschichte einer Odyssee. Der Elektrotechniker und Architekt hatte in der Zeitung Fotos gesehen, wie Bürgermeister Siegfried Nagl und andere Stadtvertreter bei der Ladestation am Andreas-Hofer-Platz Elektroautos angesteckt hatten. Doch als er vier Monate später dort seinen Peugeot iOn aufladen wollte, schaltete sich die Station nach kurzer Zeit aus. Erst nach langem Hin und Her mit der Holding Graz war das Laden möglich. Direkt anstecken kann Pock sein Auto hier nach wie vor nicht, er muss immer einen eigenen Adapter dabeihaben. Und auch bei anderen Ladestationen kam es vor, dass gar nichts ging. Abgesehen davon, dass „es in Graz mindestens vier verschiedene Zugangssysteme gibt – da eine Kundenkarte, dort eine SMS-Freischaltung“. Jetzt überlegt der Freiberufler bereits, wieder auf einen Benziner zurückzuwechseln.

Seit Anfang 2011 trommelt Bürgermeister Nagl (ÖVP) den Slogan von „Graz als E-Mobilitäts-Hauptstadt“. Eine Pressekonferenz jagt die nächste, regelmäßig lässt er sich ablichten, wie er auf einem E-Moped fährt oder eben ein E-Auto lädt. Schon bald würden die Leute sagen: „Großartig, was sich in Graz da alles tut“, meint Nagl. Damit werde auch „der Feinstaub im Jahr 2030 kein Thema mehr sein“. Aber was ist bis jetzt wirklich passiert?

„Von der Modellregion kriegt niemand etwas mit“, findet Vizebürgermeisterin Martina Schröck (SPÖ). „Gut, es werden ein paar Radln verliehen – aber war das jetzt alles?“ Mario Eustacchio (FPÖ), seit Jänner Verkehrsstadtrat, sieht „die Aktion bisher eher als Strohfeuer“. Im Büro von Stadträtin Lisa Rücker sagt Thomas Lampesberger: „E-Fahrzeuge als die Feinstaublösung Nr. 1 zu verkaufen ist eher unglaubwürdig.“ Vielmehr gehe es darum, das Mobilitätsverhalten generell zu verändern. Bei der Modellregion Graz fließe jedenfalls „zu viel Geld in die Selbstdarstellung und parteipolitische Publicity“, glaubt er.

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