Welt im Zitat
Fehlleistungsschau
Bücher haben ihr eigenes Schicksal - und das mutet im Fall des Avantgardefilmers Jonas Mekas (Jg. 1922), der als Dichter im deutschsprachigen Raum kaum bekannt ist, noch dramatischer an. Mit 18 erlebt er die Besetzung seiner litauischen Heimat durch die Rote Armee, ein Jahr später folgt die Wehrmacht, gegen die er Flugblätter verfasst. Seine Flucht vor den zurückkehrenden Sowjets endet im Sommer 1944 in einem deutschen Arbeitslager; es folgen Jahre als displaced person.
Noch vor seiner Emigration in die USA veröffentlicht Jonas Mekas 1948 in Kassel einen ersten Gedichtband, "Die Semeniskiai-Idyllen“, hektografiert in drei Exemplaren.
Die 26 hymnischen Beschwörungen seines Heimatdorfes heben "gegenständlich und dokumentarisch“ an, wie Mekas sein Programm formulierte: "Alt ist das Brausen des Regens in den Zweigen der Sträucher, / ist das Kollern des Birkhahns im Morgenrot des Sommers, / alt ist dieses, unser Sprechen.“
Ein unprätentiöser Schwenk führt über Felder und Leben