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Ohren auf
Natürlich fallen einem sofort ein paar Ausnahmen ein, von Charlie Mingus bis Charlie Haden und von Dave Holland bis Barry Guy, aber im Grunde sind Bassisten klassische sidemen und als Bandleader eher selten anzutreffen. Noch viel rarer sind Bassistinnen wie Gina Schwarz, die sich auf "Jazzista“ (Unit Records) nicht nur als äußerst resolut groovende Instrumentalistin, sondern auch als Arrangeurin und Komponistin von beachtlicher Bandbreite erweist. Die rhythm group (b,g,dr) bildet das Rückgrat der Band, die auf der quirlig-vitalen "Suite Imaginacion“ um ein Bandoneon bereichert wird und ganz schön Gas gibt. Der Opener "Brush Hour“ wiederum verbindet einen dunklen Groove mit herrlich dissonanten Bläsern und beamt den Geist der Marching-Bands in die moderne Großstadt.
Ebenfalls in Wien zu Hause ist der serbische Bassist Nenad Vasilic. Mit "Seven“ (Galileo) ist ihm ein überaus stimmiges und abwechslungsreiches Balkanjazzalbum geglückt, an dessen spezifischem Sound der quasi als dritter Bläser agierende Akkordeonist Marko Zivadinovic und der stupend eloquente bulgarische Saxofonist Vladimir Karparov entscheidenden Anteil haben. Vom naturgemäß gute Vibes verbreitenden "No Problem Song“ über melancholisch-gemessene Tanzweisen umfasst das Album ein breites emotionales Spektrum - und ein bissl Schmoiz darf auch sein.
Wenn Carla Bley in einem Stück mit dem Titel "Still There“ auf der Orgel "John Brown’s Body“ zitiert (Refrain: "Glory, Glory, Hallelujah“), dann kann man das auch als augenzwinkernden Kommentar einer 75-Jährigen sehen: Geht ja noch! Und wie. Die solistische Arbeit wird zwar weitgehend den "Jungen“ überlassen, aber The Swallow Quintet mit Steve Swallow am exquisit singenden E-Bass wechselt mit müheloser Selbstverständlichkeit Tempi und Stimmungen, was "Into the Woodwork“ (Xtra WATT) zu einem mätzchenlosen Beispiel altersweiser Spielfreude macht - Tanzvergnügen inklusive.
Gina Schwarz live: 11.7., 21 Uhr, Jazzland