Welt im Zitat
Fehlleistungsschau
Der Titel weckt Erinnerungen an "Masters of the Universe“, einen Action-Klopper aus der zweiten Hälfte der 1980er. Genau zu dieser Zeit lernten deutsche Banker von den Amerikanern mit sogenannten "Finanzinnovationen“ so richtig Kohle zu machen. Man kann sich das gut vorstellen: Dutzende von Aktienhändlern und Investmentbankern, die in Maßanzügen und genagelten Schuhen im Großraumbüro hinter einem Halbrund von Computerbildschirmen sitzen und sich unbesiegbar fühlen - lauter kleine Dolph Lundgrens.
Rainer Voss war einer von ihnen, einer der erfolgreichsten Investmentbanker des Landes. Er hat per Mausklick acht- und auch neunstellige Beträge verschoben, hat weit über eine Million Euro im Jahr verdient - und seinen letzten Job vor einiger Zeit gekündigt. Jetzt packt er aus.
Marc Bauder hat den Ex-Banker zum Protagonisten seiner Doku "Master of the Universe“ gemacht. Voss wandelt durch die oberen Etagen eines leerstehenden Bankhochhauses mitten in Frankfurt und gibt anderthalb Stunden lang ebenso pointiert wie präzise Einblick in die Milliardengeschäfte der globalen Finanzwirtschaft. Ein kurzer Blick auf die Skyline von Mainhattan genügt dem Insider, um die zunehmende Entkopplung des Bankensektors vom Rest der Welt zu veranschaulichen: Alle paar Jahre hat beispielsweise die Commerzbank ein noch höheres Gebäude bezogen.
Voss erzählt frei von der Leber weg. Händler seien wie Legehennen, die Arbeit in der Bank gleiche der beim Militär (bedingungslose Loyalität!), die durchschnittliche Haltedauer von Aktien habe sich während der letzten zwei Jahrzehnte von vier Jahren auf 22 Sekunden verkürzt. Nur ein-, zweimal gerät er kurz ins Stocken - vor allem, wenn er auf seine Familie zu sprechen kommt.
Mit journalistischen Dokus hat "Master of the Universe“ wenig zu tun. Mehr schon mit David Cronenbergs "Cosmopolis“, dessen dokumentarisches Äquivalent dieser kühl stilisierte, fast schon abstrakte Wirtschaftsthriller ist.