Mediaforschung  

Coca-Cola macht die Kinder fit. Oder so ...

Verführungskolumne

Benedikt Narodoslawsky
Medien, FALTER 04/14 vom 22.01.2014

Es gibt diese These, dass sich die österreichische Nation erst so richtig als österreichische Nation begriffen hat, als das mit dem Schranz-Karli passierte - also 1972. Das ganze Land war damals aus dem Häuschen wegen dieser Ungerechtigkeit: Das Olympische Komitee schloss Schranz von den Spielen im japanischen Sapporo aus, weil er im Vorfeld ein bisserl Werbung gemacht haben soll. Das Komitee sah darin einen Verstoß gegen den damaligen Amateurparagrafen - und statuierte ein Exempel.

Die Welt war böse zum kleinen Österreich. Und Österreich war böse auf die große Welt. Der Zorn trieb zigtausende Menschen auf Wiens Straßen, um den heimkehrenden Helden zu empfangen und ihm jubelnd Solidarität zu zeigen. Ein identitätsstiftender Moment: wir Österreicher gegen die! Und ein Beweis: Sportler können ein Land bewegen, denn Sportler sind Helden.

Coca-Cola hat das überzuckert; im neuen Spot zeigt der Limonadenfabrikant Archivbilder "von wahren Helden“. Skifahrer Franz Klammer wirft sich den Hang hinunter, Eisschnellläuferin Emese Hunyady rast übers Eis, dazwischen Bilder von sportbegeisterten Kindern. Punchline: "Die Leistung Einzelner wird zur Inspiration vieler.“ Euphorische Aufnahmen, euphorische Musik. Irgendwie macht einen der Spot glauben, Coca-Cola - "langjähriger Partner des österreichischen Sports“ - sei verantwortlich für die Sportbegeisterung im Land.

Ein Supersprudel! Jetzt fehlt nur noch der wissenschaftliche Beweis, dass Colasaufen fit hält.

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