Kommentar 

Warum es nicht gescheit ist, gegen die FPÖ zu demonstrieren

Akademikerball

Benedikt Narodoslawsky
Falter & Meinung, FALTER 04/14 vom 22.01.2014

Freitagabend wird die Wiener Innenstadt zum Sperrgebiet, wegen des Akademikerballs. Es wird wieder so sein wie alle Jahre: Die Polizei riegelt das Gebiet ab, weil Rechte in der Hofburg tanzen und Linke dagegen sind. Die demonstrieren dann draußen vor den mannsgroßen Schilden der Polizisten, rufen Parolen in die Nacht und ziehen mit Plakaten durch die Straßen, auf denen "Nazis raus!“ geschrieben steht.

Es geht dabei um eine Frage: Dürfen Rechte in der Hofburg feiern?

Holocaust-Überlebende verneinen sie in einem offenen Brief, Rechtsextreme sollen sich an einem symbolisch so wichtigen Ort nicht vernetzen können. Ihr Appell hat moralisches Gewicht; richtig ist er aber nicht. Denn in einer Demokratie haben alle die gleichen Rechte - das gilt auch für die Rechten. Die viel praktischere Frage aber lautet: Ist es gescheit, gegen den Ball zu demonstrieren? - Nein, denn jeder Demonstrant, der seine Stimme erhebt, nützt der FPÖ. Jeder Protestruf schweißt die Rechten zusammen. Macht sie stärker. Versetzt sie in eine "Jetzt erst recht!“-Stimmung. Und jedes Schimpfwort, jedes Ei, das die Ballgäste trifft, lässt Freiheitliche wie Opfer erscheinen.

Von diesem Opfermythos zehrt die FPÖ, sie befeuert damit ihr Freund-Feind-Schema: wir gegen die. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache spielt meisterhaft auf dieser Klaviatur, sie ist Teil seiner Strategie. Gegner wollen ihm die Meinung verbieten, behauptet Strache gerne auf der Bühne und zeigt auf "die“, die demonstrieren. Das Publikum wird zum "Wir“ - und Zuhörer verwandeln sich in Fans.

Die Rechten zu stärken ist das Letzte, was die Demonstranten wollen. Am härtesten trifft man die FPÖ, wenn man sie beinhart ignoriert.

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