Die Königin der Fragen
Helga Nowotny erforscht die Forscher. Woran erkennt man das Geniale? Welche Fragen sind wichtig, welche nicht? Ein Gespräch über die Zukunft unserer Wissensgesellschaft
Helga Nowotny hat ihr Leben der Frage gewidmet, wie eine Gesellschaft ausschauen muss, die dazulernen will. Warum die 76-jährige Wissenschaftsforscherin also nicht fragen, was sie anders machen würde, wäre sie noch einmal 18 Jahre alt?
Falter: Frau Professor Nowotny, wenn Sie heute noch einmal 18 Jahre alt wären, was würden Sie studieren?
Helga Nowotny: Die erste Frage wäre für mich, wo ich studiere, nicht was. Die Angebote sind so unterschiedlich. In den Niederlanden gibt es jetzt beispielsweise wieder ein „Liberal Arts College“. Die Idee dazu stammt ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert, es spiegelt das Ideal der Universität aus dieser Zeit wider, das verlorengegangen ist: als Fundament ein umfassendes, humanistisch geprägtes Bildungsangebot, auf dem eine spätere Spezialisierung aufbaut. Das würde ich für mich wählen, weil ich breite Interessen habe.