Kindertheater Kritik

Des Lebens Würze ist das Risiko

Isa Grossmann
Lexikon, FALTER 16/14 vom 16.04.2014

Die Liebe ist ein seltsames Spiel, das war natürlich nicht erst Connie Francis klar, als sie in den 60er-Jahren ihren berühmten Schlager schmetterte, das war auch einem gewissen Tirso de Molina schon bewusst, der vor 400 Jahren in seiner Eigenschaft als Geistlicher über die Liebesnöte seiner Kundschaft im Beichtstuhl aufgeklärt wurde. Solchermaßen mit pikant-amourösen Geschichten aufmunitioniert, ließ er seine Erkenntnisse in zahlreiche Komödien einfließen, über 70 sind erhalten geblieben, die bekanntesten sind "Don Juan" und "Don Gil von den grünen Hosen", dessen Vorbild eventuell eine spanische Adelige war, die sich zu Lebzeiten Molinas jahrzehntelang als Mann verkleidete, immer auf der Hut vor Entdeckung, denn im Zeitalter der Inquisition hatte eine Frau keine Hosen anzuhaben, das war frevelhaft und somit strafbar.

Strafe hat jedenfalls Ramon (Johannes Gaan) verdient, der seine schwangere Verlobte Juana (Iréna Flury) sitzen lässt, um sich die "Paris Hilton Spaniens" Ines (Claudia Kottal) zu krallen, deren reicher Vater (Horst Eder) das verwöhnte Gör lieber heute als morgen los wäre. Juana erfährt von Ramons Plan, sich bei Ines als Don Gil vorzustellen, zusammen mit ihrem Diener schmiedet sie einen riskanten Racheplan: Sie will Ramon zuvorkommen und als Mann verkleidet Ines als Don Gil von den grünen Hosen verführen. Der Diener Camino (Lukas Sartori) soll ihr als Nonne (mit dem wiehernden Namen Shakira) verkleidet bei dem riskanten Spiel helfen. Nun beginnt sich das Karussell zu drehen, auf dem auch noch ein verschmähter Liebhaber von Ines, ihre frustfutternde Cousine und Ramons intriganter Begleiter Platz haben.

Man muss schon ganz schön aufpassen, dass man dabei den Faden nicht verliert, doch Regisseur Thomas Birkmeir führt das pointenreiche Verwirrspiel zielsicher dem wortgewaltigen Grande Finale zu. Warum sich Juana überhaupt von einem derart manipulierbaren Schwachmatiker wie Ramon einwickeln ließ, bleibt allerdings rätselhaft. Aber die Liebe nimmt uns bekanntermaßen alles - in erster Linie den Verstand, womit wir wieder bei Connie Francis wären

Theater der Jugend - Renaissancetheater, Di-Do 20.00 (bis 28.4.)

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