Zeit am Schirm
TV-Kolumne
Die Kritik ist berechtigt. Es stimmt, dass TV-Serien in erster Linie Männer mittleren Alters in einer Lebenskrise zeigen. In "Mad Men" hat ein Werbetexter Probleme mit den jungen 68ern, in den "Sopranos" liegt ein Gangster auf der Therapeutenchouch. Gegenfrage: Wer will schon das Drama einer Vorstadtjugendlichen sehen, die ihre Mutter niedersticht und dann in ein Heim kommt?
Der französische Regisseur hat aus diesem düsteren Stoff die Miniserie "Dreimal Manon" (Arte) gemacht, die einen den Zynismus von Don Draper & Co vergessen lässt. In dieser herzerweichenden Erzählung gerät ein Teenager in die Maschinerie staatlicher Fürsorge. Man beobachtet Manon, wie sie mit Gewalt das Bild bestätigt, das ihre Maßregelung rechtfertigt, dann aber Schritt für Schritt die Rolle des malträtierten Opfers der Gesellschaft hinter sich lässt. Ein großartiger Film darüber, dass die Anerkennung durch die anderen ein Mindestmaß an Selbstliebe voraussetzt. F