Das Objekt, sein Jetzt und dessen Nachhall. Markus Wilfling ist "Im anderen Zimmer"

Ulrich Tragatschnig
FALTER:Woche, FALTER:Woche 20/2014 vom 14.05.2014

Die Grundausstattung der ersten Wohnung, die sich nicht geniert, als Denk-und Erfahrungsraum betrachtet und behandelt zu werden, wäre geliefert. Sie steht und hängt in der Galerie Lendl. "Im anderen Zimmer" hat Markus Wilfling seine dort ausgerichtete Personale genannt, und er zeigt, in bewährter, weil detailverliebter Manier, wie nahe doch das gänzlich Andere den Gegenständen ist, mit denen wir unseren banalen Alltag ausstaffieren.

Da hält sich ein Stuhl für beschwörbar wie eine Schlange, spielt also die Kobra und steht dabei gefährlich labil auf dem letzten seiner Beine, das den Bodenkontakt noch nicht gänzlich verloren hat. Dem Thema Wirtschaftskrise kommt auch die "schräge Bank" recht nahe, ist sie doch am Untergehen und strahlt dabei so rein und weiß, so unschuldig fleckenlos, wie die Hypo nie war. Eine Tür ist ihrem Titel nach "anders im Raum", sie hat sich zylindrisch eingerollt, geriert sich nun als so etwas wie ein Rohr oder - man muss nur den jugendlichen, noch fantasiebegabten Betrachter fragen - als Warpantriebs-Generator aus dem Maschinenraum des Raumschiffs Enterprise. Überlichtgeschwindigkeit führt eben zur Krümmung der Raumzeit.

Dass dabei das Jetzt zu einem beliebig dehnbaren Begriff wird, zeigt Wilfling ebenfalls, als Gipsrelief. "Im Z bleibt es stecken, im T tickt es weiter denn je!", hat er dem "Jetzt" angedichtet. Denselben Nachhall haben überhaupt alle von ihm verformten Objekte. Was für den Gewohnheitsfanatiker wie eine Bombe tickt, bringt den poetisch Veranlagten ein ganzes Stück vorwärts. F

Galerie Eugen Lendl, bis 14.6.

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