Film Neu im Kino

Echse homo: Blackout und Dämmerung in "Godzilla"

DREHLI ROBNIK
Lexikon, FALTER 20/14 vom 14.05.2014

Dieser "Godzilla" hat zweierlei in großem Stil und in mehrerem Sinn: Monster und Blackouts. Von der 1954 gestarteten japanischen Echsenfilmreihe ist unschwer erinnerlich, dass sich da oft mehrere Großgeschöpfe befetzten; ihr Status gegenüber den Menschen -Feinde? Freunde? Destruktive Doubles? - war ambivalent. 2014 ist "Godzilla" demonstrativ monströs, lässt die turmhohe Titelfigur gegen ein Rieseninsektenpärchen antreten (sowie gegen Aaron Taylor-Johnson, Bryan Cranston u.a.): Er zollt japanischen Looks und Locations inklusive Fukushima Tribut und bietet tolle Actionpanoramen mit bröckelnden Bauten zu Orchesterscore.

Eine kürzere Monstertradition führt zum Debüt von Regisseur Gareth Edwards. Sein Alien-Roadmovie "Monsters" blickte 2010 skeptisch auf Grenzund Notstandsregimes des "humanen" Umgangs mit unerwünschten Fremdexistenzen. Edwards' Hollywood-Einstand zeigt Reste dieser Kritik -und viel US-Militär im Einsatz. Mitunter kommt er dem Echsenshooter-Gestus von Roland Emmerichs Filmversion (die vom Autor dieser Zeilen 1998 in dieser Zeitschrift unter dem Titel "In Godzilla We Trust" verrissen wurde) nahe. Dann wird, zumal mit Öko-und Hiroshima-Sagern von Ken Watanabe, unelegant gegengerudert.

Blackout heißt der stilistische Ausweg aus der ideologischen Unentschiedenheit. Um dem Schema "Tatmenschen vs. Volksfeind" zu entgehen, wird der Katastrophenfilmaspekt betont: Tsunami, Super-GAU, Stromausfall. Hinzu kommt die Art, wie Hauptfiguren jäh eliminiert und Szenen per Schwarzblende abgebrochen oder aus Ohnmachtsperspektiven aufgefächert werden. So entsteht der rare Fall eines oft traumwandlerischen Blockbusters. Monsterauftritt, dazu ein Ton auf dem Klavier; Fallschirmsoldaten im freien Fall, nicht als Sport, sondern als Dämmern, mit heulendem Ligeti aus Kubricks "2001": Das ist gewagt und gewaltig.

Ab Fr in den Kinos (OF IMAX 3-D im Apollo)

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