Ein Blick nach vorne: vier Mal neues Musiktheater an der Oper Graz
OPERNKRITIK: HERBERT SCHRANZ
Keiner der vier Stoffe, die sich junge Komponistinnen und Komponisten für die dritte Ausgabe von "Opern der Zukunft" wählten, eignet sich auf den ersten Blick fürs Musiktheater. Überzeugten die komponierten und uraufgeführten Werke dennoch?
Beat Furrer leitete ein Ensemble von Studierenden des Klangforums Wien, das ja an der Kunstuniversität Graz "Performance Practice in Contemporary Music" Graz unterrichtet. Der Taiwanese Wen-Cheh Lee war einer der vier Komponisten, er vertonte in "Franz. Ein Traumspiel" Teile aus Franz Kafkas "Brief an den Vater". Wieso diese musikalisierte Vorlage zu einem starren Geschehen auf die Bühne musste, erschloss sich nicht.
Der Grazer Regisseur Ernst M. Binder inszenierte alle Werke des Abends und gestaltete "Hystèra" vom Griechen Zesses Seglias deutlich packender. Zu einem vertonten Gedicht von Sophie Reyer umkreiste eine Frau die andere - die vokalen Ausbrüche der Umkreisten, die das Orchester mit fabelhafter Präsenz spiegelte, widersprachen ihrer unbestimmt indifferenten Mimik. Seglias ließ um knapp deklamierte Worte viel Raum zur Entfaltung ihrer musikalisch gestützten Wirkung.
Die Japanerin Yukiko Watanabe komponierte "Die weiche Mondin" als Melodram, das bedeutungsmäßig diffus blieb. Einen weiteren Kafka-Stoff machte der Florentiner Lorenzo Romano in "K. Frammenti dell'attesa" (Fragmente der Erwartung) als intensives, wenn auch textlich paradoxes Sinngefüge erlebbar: Ein schreckhafter Blick des "Actors"(János Mischurez) und ein Luftstoß jagten durch die Flöte, Szene und Klang in wechselseitiger Vertiefung. F