Solche Sätze führen schon zu "Rissen im Beton"
Techno, Alk und Blowjob. Es geht wild los, doch Ertan ist irgendwie nicht so gut drauf. Er war wegen Totschlags und Besitzes von Drogen zehn Jahre in Stein. Jetzt ist er auf Bewährung draußen, will mit seinen alten Bekannten lieber nix mehr zu tun haben und noch einmal von vorn anfangen, bloß: wie? Die Frage raubt ihm den Schlaf, und Ertan dreht frühmorgens ein paar Runden.
Dreimal lässt Regisseur Umut Dag seine Hauptfigur durch die Wiener Vorstadt laufen. Die graue Trainingsjacke ist reichlich fotogen verschwitzt, aber von der physischen Anstrengung wird nichts wirklich spürbar; und von der Ausweglosigkeit, vor sich selbst davonlaufen zu wollen, schon gar nichts. Vieles in "Risse im Beton" bleibt Behauptung -ein grundsätzliches Problem dieses grundsätzlich ernst-und ehrenhaften Problemfilms.
Ertans unrühmliche Geschichte droht sich zu wiederholen. Sein Sohn Mikail hat Schulden und dealt mit Tabletten, der erhoffte Durchbruch als Rapper lässt auf sich warten. Die beiden Handlungsstränge werden lange Zeit parallel geführt. Wann immer sie sich kreuzen, sind pädagogische Gespräche die Folge. Man raucht eine zusammen, sagt Sätze wie "Du kriegst dich von der Straße, aber du kriegst die Straße nicht aus dir!" und schaut recht oft betroffen zu Boden.
Murathan Muslu und Alechan Tagaev, den zwei Hauptdarstellern, kann man keinen Vorwurf machen. In den entscheidenden Szenen werden sie von der Regie mit praktisch unspielbaren Dialogen alleingelassen. Bezeichnenderweise wird "Risse im Beton" dem selbstgestellten Anspruch auf Realismus und wahrhaftige Milieuzeichnung immer nur dann gerecht, wenn Mikail und seine gleichaltrigen Buddys ganz unter sich sind und "die Gewalt der Straße" sich in einem unentwegten Strom aus "Scheiße","Ficken","Fotzen" verbal Bahn bricht. F
Ab 19.9. in den Kinos