Zeit am Schirm
TV-Kolumne
Der Künstler Peter Weibel hat derzeit eine Ausstellung im 21er Haus. Anfang der 70er-Jahre machte er im ORF Aktionen, die sich kritisch mit dem Medium auseinandersetzten. In "TV-News (TV-Tod)", 1970-1972, war ein Nachrichtensprecher zu sehen, der die News rauchend vorträgt. Der Qualm wird immer dichter, beim Wetter beginnt der Mann schließlich zu husten. Damit wollte der heute 70-jährige Künstler darstellen, wie die Vergiftung der Kommunikation auf das Medium zurückschlägt.
Was haben sich die Programmmacher damals gedacht, als sie solche Aktionen in Auftrag gaben und sendeten? Sie dürften geahnt haben, dass die Provokationen von Aktionisten wie Weibel nicht der Untergang, sondern die Zukunft des Fernsehens sind. Sich öffentlich zum Affen machen und auf gutes Benehmen scheißen ist der Stoff, aus dem heute alle erfolgreichen TV-Sendungen gemacht werden. Vom Wiener Aktionismus führt der Weg direkt ins Dschungelcamp.