Der Antiheldenplatz
Die Staatsspitze versammelte sich, um das von Olaf Nicolai gestaltete Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz einzuweihen
Der Hochnebel legte einen Grauschleier über die feierliche Eröffnung. Der Wind wirbelte das Herbstlaub auf, als sich die Gäste um das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz versammelten, Zeitzeugen, Politiker und Künstler.
Tausend Mal habe er auf Kriegsdenkmälern gelesen, dass die Soldaten für die Heimat gestorben seien, führte der Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani aus. "Das war eine Lüge." Die nationalsozialistische Militärjustiz verhängte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 30.000 Todesurteile, wovon die meisten gegen Deserteure und sogenannte "Wehrkraftzersetzer" ergingen. 2009 rehabilitierte der Nationalrat die Opfer der Wehrmachtsgerichte, und 2010 beschloss die Stadt Wien auf Betreiben der Grünen die Errichtung des Mahnmals. Für die noch lebenden Justizopfer ist das eine späte Genugtuung.
So mancher Gast prüfte während der Reden verstohlen seine Schuhsohlen. Die reifen Früchte des Ginkgo-Baums rochen verdächtig nach Hundekot. In der ersten Reihe saß