Film Neu im Kino

Eine persönliche Revolte: "Zwei Tage, eine Nacht"

Michael Pekler
Lexikon, FALTER 44/14 vom 29.10.2014

Gib nicht auf. Du musst kämpfen." Dieser Satz, den Sandra (Marion Cotillard) bereits zu Beginn von ihrem Ehemann Manu (Fabrizio Rongione) zu hören bekommt, steht nicht nur für diesen Film ein, sondern für das gesamte Werk von Jean-Pierre und Luc Dardenne. Seit das belgische Brüderpaar für "Rosetta" vor mittlerweile 15 Jahren mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, prägen seine Arbeiten das europäische Autorenkino durch ihren in mehrfacher Hinsicht kämpferischen Stil. Es sind Filme, in denen die Menschen alle Hände voll zu tun haben, um über die Runden zu kommen, und in denen ihnen die körperliche und psychische Anstrengung ins Gesicht geschrieben steht. Vor allem aber sind es sind Filme, die Realität als etwas Veränderbares begreifen.

In dieser Hinsicht mutet "Zwei Tage, eine Nacht" wie eine räumliche und zeitliche Verdichtung dieser Vorgaben an. Sandra soll nach einer Depression wieder in den Kleinbetrieb zurückkehren, doch der Firmenchef stellt die Belegschaft plötzlich vor die Wahl: Die Jahresprämie könne nur ausbezahlt werden, wenn Sandra ihre Stelle nicht mehr antritt. Den Angestellten bleibt die Wahl, und in einer ersten Runde wird gegen Sandra entschieden. Es bleiben ihr zwei Tage und eine Nacht, die Kollegen zuhause abzuklappern und für sich zu gewinnen.

"Deux jours, une nuit" ist ein Film über die Auferstehung und Selbstermächtigung einer jungen Frau, über die Frage nach der Liebe in Zeiten der Krise, vor allem aber über die Macht des Einzelnen zur persönlichen Revolte. Hier braucht es keine Schwarzweißmalerei, weder bei der Chefetage, noch bei den Kollegen und deren Familienangehörigen (die mitunter vehement auf der Prämie beharren), um Sandra zu rehabilitieren. Weshalb es am Ende auch keine Rolle spielt, ob sie ihren Arbeitsplatz behält. Sandra wird gewinnen.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmcasino)

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