"Wir können uns nicht länger in der Welt der Popkultur verstecken"
Der Soziologe Heinz Bude über die Generation der heute 40-Jährigen, deren größter Fehler ist, dass sie jedem Fehler aus dem Weg gehen will
Generationsforscher Heinz Bude hat ein Buch über Angst geschrieben. Über die Angst der Mehrheitsklasse der 40-Jährigen, die brav zur Wahl gehen, Bioäpfel essen und sich bei jedem Bissen fürchten, dass ihre Kinder es einmal schlechter als sie haben und keinen Platz mehr im Gymnasium finden werden. Bude meint damit aber nicht, dass diese Generation aus Angsthasen besteht. Sondern eher das Gegenteil.
Falter: Herr Bude, Sie schreiben, die Generation der zwischen 1970 und 1980 geborenen Deutschen und wohl auch Österreicher hat zu wenig Angst. Und Sie meinen das nicht positiv. Wie das?
Heinz Bude: Ich sage nicht, dass diese Generation keine Angst hat. Ich sage, dass die heute 40-Jährigen versuchen, allem, was sie ängstigen könnte, aus dem Weg zu gehen. Es gibt in dieser Altersgruppe eine Null-Fehler-Mentalität, die jedes Risiko scheut und in allen Lebensbereichen das Richtige machen will. Wobei ich gleich zu Beginn einschränken muss, dass ich nicht von der gesamten Gruppe der 40-Jährigen spreche, sondern von denen, die aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Karriere die neue Führungsreserve der Gesellschaft bilden.