Film Neu im Kino

Beliebiger Bilderbogen: "We Come as Friends"

Michael Pekler
Lexikon, FALTER 48/14 vom 26.11.2014

Das erste Bild dieses Films zeigt eine Horde von Ameisen, die um ein Miniaturflugzeug krabbeln. Es folgen Aufnahmen eines afrikanischen Buben, der nackt und mit einer Plastikflasche in der Hand der Sonne entgegengeht und immer wieder in die Kamera blickt. Wenn man Fremden begegnet, erklärt eine halbe Stunde später ein chinesischer Arbeiter oder wahrscheinlich Ingenieur, müsse man sehr vorsichtig sein. Das sei eine chinesische Weisheit. Die Chinesen bohren im Sudan nach Öl, haben einen kugelsicheren Schutzraum, trinken Cola und schauen "Star Trek". Captain Kirk trifft mit einem Phaser in der Hand auf einen Alien und meint, er käme zwar als Freund, aber er wisse sich auch zu verteidigen. Ein anderer Chinese meint, alle Konflikte würden irgendwann mit Waffen gelöst. Dann sieht man auf einem Monitor kurz den fliegenden Knochen aus "2001". In der nächsten Einstellung wird das Flugzeug des österreichischen Dokumentarfilmers Hubert Sauper von einem Esel begleitet und von Einheimischen durch ein sudanesisches Dorf geschleppt. Es folgen Luftbildaufnahmen einer Siedlung, die sich in eine Modelllandschaft in einem UNO-Stützpunkt verwandelt. Hier vermisst die Tochter des Beamten eine Eisdiele.

Wovon "We Come as Friends" eigentlich erzählen will, weiß man auch am Ende des Films nicht, beziehungsweise warum Hubert Sauper zehn Jahre nach "Darwin's Nightmare" einen offensichtlich beliebigen Bilderbogen von seiner Afrikareise im kleinen Propellerflugzeug mitgebracht hat. Zwar will dieser Film auf größere Zusammenhänge - der Sudan als ein durch ausländische Interessen gespaltenes Land, Konflikte der Religionen, brutale ökonomische Ausbeutung - verweisen, tritt aber argumentativ auf der Stelle. Eine Fact-Finding-Mission, die ihr Ergebnis - alte kolonialistische Strukturen im neuen Gewand - bereits präsentiert, ehe die Reise begonnen hat.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)

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