Die Schlacht ums Gymnasium der angehenden Offi ziere

Politik, FALTER 50/2014 vom 10.12.2014

Es ist ein kreativer Guerillakrieg gegen die Pläne des Verteidigungsministeriums: Im Gleichschritt und mit selbstgetexteten Schlachtgesängen liefen die Schüler des Militärrealgymnasiums auf den Hauptplatz von Wiener Neustadt ein. Sie tanzten. Sie machten auf Kommando Liegestütze; sie warfen sich artistisch über den Platz. Eine zarte Schülerin demonstrierte, dass auch sie einen kräftigen angreifenden Mitschüler außer Gefecht setzen kann. Ein Flashmob für den Erhalt ihrer Schule.

Denn das Bundesheer muss sparen, und das Militärrealgymnasium in Wiener Neustadt steht vor dem Aus. Der Staat hatte es 1965 für die Ausbildung von angehenden Offi zieren gegründet. Viel zu wenige Offi ziere bringe es heute hervor, heißt es aus dem Ministerium, auch mit dem Erfolg der Maturanten sei man unzufrieden. In Zeiten, in denen das Heer selbst bei militärischen Kernaufgaben sparen müsse, sei unverständlich, warum das Ministerium ausgerechnet ein Gymnasium erhalten solle.

Seit Monaten kämpfen die Schüler gegen die Schließung an. Nicht nur auf der Straße. Auch im Internet machten sie mobil. Bei einer Onlinepetition für den Erhalt der Schule sammelten sie binnen eines Monats 35.000 Unterstützer. Nun bekommen die Schüler hochrangige Rückendeckung: Der pensionierte Generalmajor Norbert Sinn, Verbandspräsident der Absolventen des Militärrealgymnasiums, sagt: "Als Absolvent dieser Schule habe ich selbst erlebt, wie hier Bildung im umfassenden Sinn vermittelt wird." Es gehe nicht um die Anzahl der Offi ziere, sondern um die Bildungseinrichtung selbst. Soziale Kompetenz, Durchhaltevermögen, Fleiß, Gewissenhaftigkeit - all diese Werte würde die allgemeinbildende Vorzeigeschule vermitteln.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die SPÖ verhandelt gerade mit der ÖVP über die Bundesheereinsparungen. Eine Lösung wird noch vor Weihnachten erwartet. Dann steht auch fest, ob das Gymnasium für immer seine Pforten schließt.

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