Das ist ein beinhartes Proteststück
Klassenkampf forever: Fast 40 Jahre danach wird das Pop-Oratorium „Proletenpassion“ wieder ausgegraben
Foto: Heribert Corn
Die Bühne im Meidlinger Werk X sieht aus, als wäre gerade eine Demo durchgezogen. Der Boden ist mit Flugzetteln übersät, die Wände sind mit handgemalten Transparenten tapeziert. „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“, „Ob Kinder oder keine entscheiden wir alleine!“ oder „Vive la Commune!“ lauten die Parolen. Kein Zweifel: Hier wird gerade ein beinhartes Proteststück geprobt.
Fast 39 Jahre nach der Uraufführung bringt die fast 39-jährige Regisseurin Christine Eder die legendäre „Proletenpassion“, eine Art Klassenkampf-Oratorium der Wiener Folkband Schmetterlinge, wieder auf die Bühne (Premiere: 22. Jänner). Die Musik wird von der Wiener Polit-Chansonette Gustav und dem Hamburger Diskurspopper Knarf Rellöm radikal entstaubt.
„Ich glaube, ich habe die Platte das erste Mal mit fünf gehört, ich mochte die immer irrsinnig gern“, erzählt Regisseurin Eder. Bereits vor mehr als zehn Jahren, während ihres Regiestudiums in Hamburg, wollte sie die „Proletenpassion“ schon einmal inszenieren. Damals wurde zwar nichts daraus, Interesse aber wäre durchaus vorhanden gewesen. „Im Umfeld der Hafenstraßenszene hab ich einige Leute kennengelernt, die die ‚Proletenpassion‘ gesehen hatten oder von der Platte kannten.“