Falsche Lektüre gefährdet Ihre Gesundheit
Du bist, was du isst, lautet eine ernährungsphilosophische Binsenweisheit, die sich im Jänner, da halbe Kontinente krautsuppenfurzende Selbstkasteiungsanstrengungen unternehmen, saisonaler Beliebtheit erfreut. Man ist aber auch, was man liest. Damit will zum einen gesagt sein, dass das, was man im Laufe eines Lebens so zusammenliest, sich im besten Falle zu einem hübschen Schelf sedimentiert, in dem schöngestalte Schlingpflanzen anmutig wogen, zwischen welchen allerlei Mollusken und Wirbeltiere hausen und huschen oder was der Mollusken und Wirbeltiere Tagwerk sonst sein mag. "Habent sua fata libelli", sagt der Grieche, wortwörtlich also etwa: "Auch Libellen haben einen Vater." Was aufs Erste kryptisch klingt, schnell aber verständlich wird, wenn man "Libellen" durch "Grillen" ersetzt und sich semantisch ins 18. Jahrhundert versetzt, als die Menschen noch Grillen im Kopf hatten, wunderliche Vorstellungen, die vielfach von falsch dosierter Lektüre herrührten.