Neue Bücher Sammlerleidenschaft und literarische Reisen

Feuilleton, FALTER 3/2015 vom 14.01.2015

Raffgier und Neugierde bilden die beiden Pole der Sammelleidenschaft. Philipp Blom hat in seinem neuen Buch erlesene, wenn auch leicht vermoderte Anekdoten aus Wunderkammer und Kuriositätenkabinett zusammengetragen, über Edelsteine, antike Bücher oder ein Stachelschwein, das von der Decke baumelt. Anstatt einfach enzyklopädisch aufzulisten, filtert er das Charakteristische von Sammlungen heraus. Bibliografie, Namensregister und Fußnotenanzahl lassen keinen Zweifel an der gewissenhaften Sammelarbeit des Autors selbst. Gar ausschweifend liefert Blom jede Menge Kostbares und Seltsames im Kampf gegen die Vergänglichkeit.

"To have and to hold", so der Originaltitel, zeigt klar den Zweckgedanken so mancher Sammler, Dinge, wenn auch nur symbolisch, für die Ewigkeit zu erhalten. Eine schön aufgemachte Rarität für den Bücherschrank aller Humanisten, Neugierigen und natürlich der Sammler. JF

Philipp Blom: Sammelwunder, Sammelwahn. Szenen aus der Geschichte einer Leidenschaft. dtv, 416 S., € 34,90

Dantes Hauptwerk entstand in den langen Jahren des Exils. Die Fahrt auf dem "großen Meer des Seins" durch Hölle, Fegefeuer und Himmel, die er in der "Göttlichen Komödie" beschreibt, kann als Metapher für das Leben des Dichters gelesen werden. Karlheinz Stierle fasst die leider nur bruchstückhaft bekannte Biografie Dantes in seiner Einleitung zusammen, den Hauptteil bildet eine eingehende Analyse der Werke.

Dem Doyen der deutschen Romanistik dabei zu folgen und sich auf die faszinierendste Lektürereise der europäischen Literatur zu machen, sei nachdrücklich empfohlen. Freilich vergeht bei der zweisprachigen Annäherung viel Zeit, die aber durch erlebte Erkenntnis lustvoll wiedergewonnen wird. Wer jetzt warm geworden ist, kann sich als krönenden Abschluss Stierles Opus magnum der neueren Dante-Interpretation zu Gemüte führen, "Das große Meer des Sinns" von 2007. TL

Karlheinz Stierle: Dante Alighieri. Dichter im Exil, Dichter der Welt. C. H. Beck, 236 S., € 23,60

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