So kann Lionel Richie also auch klingen!
Fantas Schimun ist eine außergewöhnliche Musikerin, eine begnadete Öffentlichkeitsarbeiterin in eigener Sache ist die Wienerin nicht. Konzerte spielt sie so gut wie keine, und dass ihr zweites Album "Golden Balls" nun doch noch die Falter-Redaktion erreichte, ist nur einem lustigen Zufall zu verdanken, erschienen war es bereits im Jänner 2014. Unter dem Blickwinkel der Aktualität ist diese in kleiner Auflage als Katalognummer 1 eines Labels namens Keto gepresste Schallplatte also ein alter Hut. Was aber relativ wurscht sein sollte, da bislang wohl ohnedies kaum wer davon erfahren hat.
"Golden Balls" nimmt bereits durch sein Cover für sich ein: Auf goldenem Hintergrund zeigt es ein Schwarzweißporträt der Musikerin, das zur Hälfte vom Kopf einer Löwin überlagert wird. Oben steht in kunstvollkrakeligen Großbuchstaben der Titel, am unteren Rand zart, aber bestimmt der Name der Künstlerin.
Dass Schimun keine Popsängerin, sondern eine Popdekonstruktivistin ist, sollte bei Songtiteln wie "Unsere Schatten werfen unterschiedlichste Fratzen in den Spiegel" oder "How Every Truth Easily Becomes a Lie" nicht verwundern. "Golden Balls" ist eine seltsame Platte, allerdings nicht seltsam im Sinne von "Hä, was soll das?", sondern von "Oh, interessant, was ist das?". Postrock und Jazz spielen im eher ruhig und getragen angelegten Schimun-Kosmos eine Rolle, Ambient und Störgeräusche, Electronica , Kunstlied und Chanson.
Und einen eigenwilligen Hit gibt es auch: In einer zwischen Gospel und Dramatik oszillierenden A-cappella-Version der Lionel-Richie-Schnulze "Hello" ändert Fantas Schimun durch einen kleinen Kunstgriff die Perspektive : Aus dem traurig-sehnenden "Is it me you're looking for" macht sie ein selbstbewusstes "Is it me I'm looking for".