Und die Kultur? Was die Reden über Wiens Zukunft vergessen
Wien wächst also. Diskussionen über Stadtentwicklung oder Stadtverdichtung haben die breite Öffentlichkeit erreicht. Und das ist gut so, denn was eignete sich besser für die Anteilnahme verschiedenster Interessengruppen als die Auseinandersetzung über die Zukunft der unmittelbaren Lebensumgebung?
Dennoch hat der Diskurs über die Zukunft der Stadt erhebliche Lücken. Eine davon betrifft die Frage nach der kulturellen und gemeinnützigen Infrastruktur im 21. Jahrhundert. Bald 100 Jahre nach der Übernahme des imperialen Erbes durch die junge Erste Republik muss darüber nachgedacht werden, welche Orte und Institutionen die mittlerweile interkulturelle Hauptstadt und ihre Bevölkerung in Zukunft prägen werden.
Einerseits werden alle bestehenden Institutionen daran zu arbeiten haben, auch in einer veränderten Gesellschaft eine legitime Position zu erhalten. Ein Beispiel dafür kann die Diskussion über das Kasino am Schwarzenbergplatz sein. Natürlich könnte es ohne allzu schmerzlichen Verlust geschlossen werden, da das Publikum auch an anderen Orten gut bedient wird. Es gäbe jedoch sehr viel bessere Gründe für die Überlegung, eine neue Burgtheaterspielstätte an den aktuellen Orten urbaner Gegenwart -etwa jenseits der Donau oder im zehnten Bezirk - zu eröffnen.