Einstürzende Brücken
Das Abdullah-Zentrum erhält noch eine Chance. Die Betreiber fühlen sich missverstanden
Unauffällig thront das Palais Sturany an der Ringstraße, unweit der alten Börse am Schottenring. Zwei Titanen stemmen einen Erker, unter dem sich der Eingang zu einer umstrittenen Instition findet: zum König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID).
Seit der Eröffnung des Abdullah-Zentrums im November 2012, bei der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon anwesend war, gibt es Kritik daran. Den Gegnern des Projekts missfällt vor allem, dass das Jahresbudget von rund 16 Millionen Euro fast ausschließlich von Saudi-Arabien getragen wird (nicht zahlende Mitinitiatoren sind Österreich, Spanien und der Vatikan).
Im Herbst wurde Unmut laut, weil Co-Geschäftsführerin (und Ex-Justizministerin) Claudia Bandion-Ortner in einem Interview die Todesstrafe in Saudi-Arabien verharmloste ("Nicht jeden Freitag wird geköpft"). Bandion-Ortner ist nun am vergangenen Wochenende zurückgetreten, was allgemein als letzte Chance eines Neuanfangs für das KAICIID berachtet wird.