Gerechtigkeitsmaschine oder Leistungskiller?
Die Regierungskoalition streitet sich über die Einführung einer Vermögenssteuer. Hier debattieren die Chefökonomen von Industriellenvereinigung und Arbeiterkammer
Für die Vermögenssteuer
Ich befürworte Vermögenssteuern. Die 37.000 Haushalte des reichsten Prozents besitzen in Österreich zwischen 30 und 40 Prozent des gesamten Vermögens, mehr als die unteren 90 Prozent zusammen.
In kaum einem anderen Land Europas sind die Vermögen so ungleich verteilt. Dies macht auch die Einkommensverteilung immer unfairer: Das reichste Prozent erzielt bereits 8000 Euro an leistungslosen Kapitalerträgen im Monat und damit ein Drittel seines Gesamteinkommens. Der Rest der Bevölkerung lebt nur von Arbeit, Vermögenseinkommen machen gerade zwei Prozent aus.
Thomas Piketty hat in seinem bahnbrechenden Werk "Das Kapital im 21. Jahrhundert" die Gefahren der Vermögensungleichheit aufgezeigt: Arbeitsleistung verliert gegenüber Vermögensbesitz an Bedeutung, die soziale Stellung wird primär über Vererbung definiert, damit versteinert die Gesellschaft, Macht und Einfluss sind auf wenige Reiche konzentriert und die Demokratie erfüllt ihre Aufgabe nicht mehr.