Händefächeln zu barocken Verzierungen - "King Arthur" im Theater im Palais

Herbert Schranz
FALTER:Woche, FALTER:Woche 4/2015 vom 21.01.2015

Die Semi-Opera "King Arthur" (1691) von Henry Purcell und John Dryden ist im deutschsprachigen Raum kein sehr bekanntes Bühnenwerk. Ihre Musik hat nach der englischen Tradition der höfischen "Masques" nur kommentierende Funktion, Gesang bleibt Nebenrollen und dem Chor vorbehalten. Bekannt ist vielleicht der "Cold Song" durch die Interpretationen Klaus Nomis. Unser modernes Opernverständnis mag der Auffassung von Semi-Operas im Weg stehen. So erwartet man, dass bei einer heutigen Produktion - wie jener der Kunstuniversität Graz -sich die Regie bemüht, hinreichend Zusammenhänge herauszustellen, als Schlüssel zu einem heutigen Verständnis; zugleich implizit die Frage beantwortend, wieso "King Arthur" heute?

Axel Richter versuchte das anscheinend nicht, oder jedenfalls gelang es ihm mit dem Schauspielteam der KUG nicht ansatzweise. Nachzulesen ist in seinem Regiekommentar der Begriff "postdramatisches Theater" - denkbar ungeeignet, die musikdramatische Ausgangsposition vor der Oper zu erfassen. Post-oder prädramatisch ist allerdings das linkische Agieren fast aller Darsteller, sieht man von herausragenden sinnlich wirksamen Einzelleistungen ab. An Zusammenhänge ist beim ständig punktuell nach Lachern buhlenden "Spielen" kaum zu denken. Lächerlich ist King Arthurs dauerndes Gefuchtel mit dem Bihänder, auch die Bezugnahme des Chors, zu Purcells Verzierungen aus dem Orchestergraben mit den Händen zu fächeln. Die Streicher spielten betulich, und wären sie hier energischer gewesen, hätten sie doch nur vergeblich Klangperlen verstreut.

Theater im Palais, Fr, Sa 19 Uhr

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