Kuttelkonversation statt Smalltalkindigniertheit
Viele Menschen verachten Smalltalk, weil sie vermeinen, es sei unter ihrer Würde, übers Wetter zu reden. Weil solche Zeitgenossen aber schnell einmal als kapriziöse Nervensägen wahrgenommen werden, ist es besser, durch die Erschließung neuer Themengebiete zur Evolution des Smalltalks beizutragen, als auf selbigen herabzublicken.
Ich bin zum Beispiel dahintergekommen, dass "Innereien" einen total guten Gesprächsgegenstand abgeben, der von den meisten dankbar angenommen wird: Er ist gut im Alltag verankert, aber dennoch nicht "abgekaut", und bietet darüber hinaus erstaunlich viele Variationsmöglichkeiten. Auf "Nierndln gehn gar nicht", kann man stets mit "Und Beuschel?" kontern. Bringt man schließlich "trippa" ins Spiel, ergeben sich oft die drolligsten Missverständnisse. "Sind Stierhoden bei uns nicht verboten?", wirft die Frau an meiner Seite ein. Worauf ich pfiffig repliziere, dass "trippa" zwar ein wenig nach Geschlechtskrankheit klinge, es sich deswegen bei besagtem Gericht aber dennoch nicht um Geschlechtsorgane, sondern vielmehr um "Kutteln" handle. Worauf die Gattin eines Freundes anmerkt, dass sie Euter auch nicht grade appetitlich finde, was wiederum besagtem Freund Gelegenheit zu dem Hinweis verschafft, dass Nachbarschaftsverhältnisse in Reimlexika oft zu anatomischen Irrtümern verführten, Kutteln indes keine Verarbeitungsform boviner Brüste, sondern von Rindermägen darstellten. Seien wir uns ehrlich: Eine solch vergnüglich funkelnde Konversation hätte man auf Basis des Themas "Lichtund Schattenseiten von Mikrokrediten" nie zustande gebracht.