„Den Mohammed zeichnen, das mache ich nicht“
Der Zeichner der Nation rang mit dem Tod. Manfred Deix über intime Erlebnisse auf der Intensivstation, Islam, Satire, das neue Spießertum und seine hier erstmals ausgestellten Aquarelle
Foto: Heribert Corn
In der Nacht auf Sonntag, um 1.42 Uhr, schickte Manfred Deix ein SMS, in dem stand, dass das Interview unmöglich erscheinen könne. Es tue ihm leid, sagte er, aber das dürfe auf keinen Fall ins Heft. „Ersparen wir uns die Blamage.“
Deix hatte am Freitagabend zwei Stunden im Gmoa-Keller Rede und Antwort gestanden. Es wurde ein bissiges Gespräch – über die Österreicher, über das Schustern, über den Islam, die Neue Frankfurter Schule, die ihn als jungen Zeichner prägte. Und über den Tod, der ihm verflucht nahe kam.
Es ging Deix an diesem Abend nicht gut. Der sonst so Gesprächsfreudige war nicht der Alte, wirkte eingefallen. Ein Abend mit ihm könne „schon ziemlich lustig“ sein, aber diesmal fehle ihm die Kraft.
Darum durfte er das Gmoa-Keller-Interview ausnahmsweise nachträglich bearbeiten, manch unfeines Wort herausstreichen und andere Stellen zuspitzen. Er tat dies nicht am Computer, den er verweigert, sondern in der Nacht auf Sonntag auf großen Kalenderblättern, auf die er Sätze des Interviews in Papierstreifen aufklebte und handschriftlich ergänzte. Ein Deix-Interview als dadaistische Collage. Am Tag darauf überraschte er uns dann mit einer Mappe bisher unveröffentlichter Blätter, 58 Aquarellen, die wir hier (am Ende des Volltextes, Anm.) zum ersten Mal zeigen dürfen.