Das Wienerlied vom Wienerlied befreien
Der Akkordeonist und Sänger Stefan Sterzinger hat ein sehr schönes Album über Wien und das Fremde gemacht
Stefan Sterzinger stöhnt. Das ist eine Alliteration, aber auch die Wahrheit. Der 57-jährige Wiener Musiker hat sich einen Hexenschuss eingefangen. Für das Gespräch zu seinem neuen Album "Ashanti Blue" gibt es daher nur zwei Möglichkeiten: auf einen Barhocker kraxeln - oder gleich stehen bleiben.
Das ist ein bisschen ungemütlich, was aber wiederum gut zu Sterzinger passt. Nicht, weil der so ein Ungustl wäre. Stefan Sterzinger sieht zwar verlebt und ein bisschen knautschig aus, und seine brummige Stimme klingt alles andere als frohnaturig. Im Gespräch ist er aber kein bisschen unsympathisch oder ungemütlich.
Sterzingers Karriere freilich, zu der passt das Wort. Dieser Mann mag mit seiner markanten Stimme und seiner Ziehharmonika zwar schon seit Jahrzehnten in der Wiener Musik mitmischen, er mag unverdrossen Konzerte spielen, er mag ein Entertainer mit ganz eigenem Schmäh sein und tolle Lieder aufnehmen. Berühmt ist er mit alledem freilich nicht geworden. Seine Musik hat es sich eben immer ungemütlich gemacht. Produktiv ungemütlich. Sie wollte in keine Schublade passen.