"Das ist keine Saubartlliteratur!"
Manfred Rebhandl und Gregor Seberg über den Rabenhof-Krimi "Das Schwert des Ostens"
Foto: Heribert Corn
Manfred Rebhandls schundiger Krimi „Das Schwert des Ostens“ (2012) spielt rund um den Ottakringer Brunnenmarkt – zu einer Zeit, als es am Yppenplatz noch nicht so aussah wie am Karmelitermarkt. Privatdetektiv Rock Rockenschaub ermittelt in einem Mordfall und schlägt sich mit gewaltbereiten Türken und einem rechtsextremen Trafikanten herum. Seine schlimmsten Feinde aber sind die Bobo-Mütter und die Gentrifizierung, die den Brunnenmarkt bedrohen.
Im Rabenhof bringt die junge Regisseurin Christina Tscharyiski den Roman nun als Solo für ORF-Kieberer Gregor Seberg („Soko Donau“) auf die Bühne. Unterstützt wird er von Gerald Votava (als Musiker) und Falter-Cartoonist Bernd Püribauer (als Live-Zeichner). Der Falter sprach im Café Westend mit Autor Rebhandl und Darsteller Seberg.
Falter: Herr Rebhandl, spricht Ihnen Ihr Romanheld aus der Seele, wenn er gegen die Gentrifizierung lästert?
Manfred Rebhandl: Ja. Ich hab vor
20 Jahren am Brunnenmarkt gewohnt, als es dort noch richtig versifft war. Dann bin ich weggezogen. Vor vier Jahren bin ich nach langer Zeit wieder einmal hingekommen und habe den Yppenplatz gesehen. Daraufhin hab ich das Buch geschrieben.
Schwingt da nicht auch ein bisschen Vorstadtromantik mit?
Rebhandl: Natürlich, es ist ja auch entsprechend übertrieben. Aber dahinter steht ein, wie ich finde, ernsthaftes gesellschaftliches Problem: Es wird versucht, alles aus dem Sichtfeld zu räumen, was nicht sauber und nicht schön ist.
Gibt es Orte in Wien, die nicht gentrifizierbar sind? Favoriten?
Rebhandl: Ja, der zehnte Bezirk entlang des 6ers, ich glaube, dort ist Wien wirklich noch halbwegs im Oasch. Aber ich bin ja vom 16. in den 15. gezogen, und dort geht’s auch schon los: ein Dachausbau nach dem anderen!
Herr Seberg, Sie wohnen im siebten Bezirk. Sind Sie ein Bobo?
Gregor Seberg: Die Frage stellt man sich natürlich, wenn man so ein Stück macht. Ich glaube, um Bobo zu sein, muss man auch Bobo sein wollen. Wobei jeder, der im Siebten wohnt, behauptet, kein Bobo zu sein. Bei mir im Grätzel gibt es einen Menschen, an dessen äußerer Entwicklung ich ablesen kann, was gerade los ist.
Wer ist das?
Seberg: Ich kenne den nicht, ich beobachte ihn nur. Derzeit stelle ich fest: Man muss einen langen Bart und ein Holzfällerhemd haben.
Das ist kein Bobo, das ist ein Hipster!
Seberg: Und was ist dann ein Bobo?
Das sind die, die den ganzen Tag Caffè Latte trinken und nur bio einkaufen.
Seberg: Dann bin ich keiner. Oder gibt es Bio-Leberkäse?
Ist der Brunnenmarkt aus dem Buch für Sie eine fremde Welt?
Seberg: Nein. Ich bin im Grazer Scherbenviertel aufgewachsen. Mir taugt das Buch so, weil ich mittlerweile – das ist wahrscheinlich eine Alterserscheinung – ein Gegner dieser ständigen Verbesserungen bin. Wenn was funktioniert, dann soll man es lassen.
Rebhandl: Sogar die Würstelstandln sind schon genormt.
Seberg: Ich finde, ein gewisses Chaos gehört zum Menschsein. Eine rote Ampel zum Beispiel kann nur eine Empfehlung sein! Wenn du das in der Nacht ernst nimmst und stehen bleibst, bist du ja geistesgestört. Da musst du drübergehen!
Herr Rebhandl, Sie wurden im Falter als „Saubartl vom Yppenplatz“ porträtiert. Man hat den Eindruck, dass es Ihnen große Freude macht, diese ordinären, unkorrekten Sachen hinzuschreiben. Stimmt’s?
Rebhandl: Natürlich macht es Spaß, sich ein bissl ausleben zu können. Aber das Etikett „Saubartl“ ist völliger Schwachsinn. Das ist gute Literatur, das ist keine Saubartlliteratur!
Wäre so etwas wie „Das Schwert des Ostens“ im ORF denkbar?
Seberg: Es wäre notwendig. Denkbar ist es nicht.
Hat „Soko Donau“ Ihr Leben verändert?
Seberg: Die Polizisten begegnen mir nicht mehr mit diesem „Steig amoi aus, Burli“-Blick, sondern sagen: „Tag, Herr Kollege.“ Ich bin durch Planquadrate gekommen, durch die ich nicht hätte kommen sollen. Aber für mich persönlich hat sich nichts verändert.
Rebhandl: Abgesehen von den Eigentumswohnungen, die du dir jetzt leisten kannst.
Seberg: Aber geh! Erstens sind die goldenen Zeiten vorbei, und zweitens bin ich ja auch sehr aktiv für die Wirtschaft tätig. F
Rabenhof, Premiere Di 20.00