Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: der neue Geiger-Roman
Im dreiundzwanzigsten Jahr meiner Pilgerreise auf dieser Erde trottete ich durch die große Stadt, trübselig wie ein Kind, das seine Uhr verloren hat. Ich suchte etwas, das die Lücke füllen sollte, und fand nichts."
Julian heißt der Held von der traurigen Gestalt und Ich-Erzähler von Arno Geigers "Selbstporträt mit Flusspferd". Zu Beginn des Romans ist er Anfang 30 und Tierarzt. Eine Frau betritt die Ambulanz, in der er arbeitet. Sie hat einen Uhu mitgebracht. Das Tier ist nicht mehr zu retten, es interessiert Julian aber auch nicht so sehr wie die Überbringerin, die ihm einmal sehr nahe stand.
Mit Judith hatte er als Student eine mehrjährige Beziehung. Nach der schmerzhaften Trennung verloren sie einander aus den Augen. Die Begegnung mit Judith erzeugt bei Julian ein heftiges Flashback. Nur drei Seiten nimmt die in der unmittelbaren Gegenwart angesiedelte Eröffnungsszene in Anspruch, danach springt der Roman zehn Jahre zurück und erzählt von jenem turbulenten Sommer, als Julian den Boden unter den Füßen verlor. Nachdem Judith ihm den Laufpass gegeben hat, versteht er die Welt nicht mehr. Eigentlich war es doch er gewesen, der die Trennung wollte. Den Schneid dazu brachte Julian jedoch nicht auf. Nun leckt er seine Wunden, macht seiner Ex Vorwürfe und bekommt es auch noch mit deren Vater zu tun. Der verlangt von ihm nachträglich einen ordentlichen Geldbetrag dafür, dass er in der Wohnung seiner Tochter gelebt hat.