Verwobener geht es eigentlich gar nicht

Selbstversuch

Kolumnen, FALTER 6/2015 vom 04.02.2015

Das Beste daran, ein Bob-Dylan-Fan zu sein: Dylan hat so viele Songs geschrieben und aufgenommen, dass man immer wieder auf welche stößt oder gestoßen wird, die man bisher überhört hat. Oder über die man fahrlässig drüberhörte, ein Leben lang. Oder die einen unberührt ließen, weil sie im Leben und zum Leben bisher nicht so gepasst haben, im Vorbeiflug keine Widerhaken fanden. Während also freundliche ältere Herren schon mit hängender Zunge das neue Dylan-Album kaum erwarten können, ist einem selbst das aktuelle Werk herzlich egal, und man verharkt sich stattdessen komplett in "Moonshiner", einer Dylan-Nummer, die noch ein paar Jahre älter ist als man selbst, und das mag was heißen. Von 1962 oder 1963, irgend so was.

"I go to some bar room, and drink with my friends, where the women can't follow, and see what I spend / God bless them pretty women, I wish they was mine. Their breath is as sweet as the dew on the vine." "Moonshiner" hat man erst so richtig bewusst im Soundtrack von "Gruber geht" wahrgenommen: in einer Szene, in der ein Mann, den man sich ausgedacht hat und der von Manuel Rubey gespielt wird, welcher einmal eine Band namens "Mondscheiner" hatte, mit seinem deppaten Freund trinkt und dann den nicht so taufrischen Atem einer Frau tief einsaugt. Dylan singt, die Bilder werden dunkel und ganz langsam. Es ist sehr schön, alles ganz ineinander verwoben, also verwobener kann etwas eigentlich gar nicht sein, und dass sich der Song in einem festsetzt, braucht einen nicht zu wundern.

  539 Wörter       3 Minuten

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