Die erste "Figaro"-Oper nach Beaumarchais
Die eindrucksvolle Susanna, Zerlina und Fiordiligi der Mozart-Triologie Harnoncourts im März 2014 Mari Eriksmoen kehrt mit dem damaligen Figaro Andrè Schuen als "Il Barbiere di Siviglia" in Wiens Stagione-Opernhaus zurück, allerdings nicht in Rossinis gleichnamiger Oper, sondern als Rosina und Figaro in der allerersten Vertonung der Komödie "Le Barbier de Séville" von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais. Der Unternehmer und Stückeschreiber erfand da die Figur des Figaro (möglicherweise Fils Caron, gesprochen Ficaro), den Typ des tüchtigen Friseurs kleinbürgerlicher Herkunft, der einem verliebten jungen Adeligen bei der Übertölpelung eines ältlichen Rivalen um dessen Mündel hilft. Noch übertroffen wurde dieser "Barbier" durch "La folle journée ou Le mariage de Figaro".
Aber schon 1782 nahm sich der am Hof der Zarin in St. Petersburg beschäftigte italienische Komponist Giovanni Paisiello des "Barbiers von Sevilla" an, seine Opera buffa feierte in ganz Europa solche Erfolge, dass man Gioachino Rossini sogar 1819 vor einer erneuten Vertonung warnte. Mozart hörte Paisiellos Oper in Wien am Burgtheater, war begeistert und komponierte für eine geplante Aufführung in deutscher Sprache sogar eine Einlagearie ("Schon lacht der holde Frühling"), die René Jacobs in die Wiener Aufführung einfließen lässt. Paisiellos Musik mag weniger virtuos und turbulent als die Rossinis verlaufen, ist dafür aber differenzierter in der Darstellung der Personen. Rosinas Gesangsnummer in der Unterrichtsszene stellt eine große Seria-Arie mit Solobläsern dar, nach der natürlich Bartolo auch etwas singt, es gibt auch ein komisches Terzett Bartolos mit durch Niespulver außer Gefecht gesetzten Dienern. Moshe Leiser und Patrice Caurier inszenieren, die Besetzung lässt Tolles erwarten.
Theater an der Wien, Mo (Premiere), Mi 19.00 (bis 27.2.)