Fisten auf dem Flugfeld
Salott o statt Risott o: Die ehemalige Rollbahn in der Seestadt Aspern ist seit Anfang 2015 salonfähig
Die Seestadt Aspern, das ist momentan das ferne Ende der U2, eine Häuserzeile und viel Landschaft. Ein noch unentdeckter Ort, auf dessen ehemaligem Flugfeld neben Infozentrum und bunten Containern auch ein simpler Holzkubus steht. Äußerlich ein schmuckloser und uneinsehbarer Bau, rechtfertigt erst das Innere dieser Flachdachhütte eine 30-minütige Anfahrt. Denn seit Silvester 2014 wird hier ein altes Format neu erfunden: der Wiener Salon, der nun "Salotto Vienna" heißt.
Letztes Jahr noch auf Einladung des Triestiner Bürgermeisters an der Adria gelegen, will der "Kunstsalon der neuen Schönheit" jetzt die Stadt am See zum Treffpunkt für interdisziplinäre Kulturprojekte machen. Raus aus der innerstädtischen Wuk-oder Künstlerhaus-Blase, raus zur Rollbahn an der Peripherie. Das Lockmittel sind dunkelrote Vorhänge, italienische Longdrinks und ein Programm, das nicht nur bei Laune halten, sondern vor allem politisieren will. Die Kuratoren des Salotto, Jürgen Weishäupl und Raimund Deininger, sind auf Tabubruch aus. Als die Falter-Autorin das Lokal betritt, zünden die elegant gekleideten Herren mit den Gin-Tonics in der Hand eine Zigarette an. "Ja, wir rauchen drinnen", gesteht Weishäupl, "obwohl man das hier eigentlich gar nicht darf."