Klampfen ohne verkrampfen, von Retro bis Impro
Sein Instrument hat Bill Frisell gleich im Albumtitel verewigt. Auf " Guitar in the Space Age!" (OKeh) widmet er sich recht erdig Gitarrenklassikern zwischen Surf, Twang, Pop und Country. Die Instrumentals kommen am besten: "Pipeline","Rumble","Rebel Rouser" und "Telstar" geben dem Quartett mit dick aufgetragener Pedal-Steel (Greg Leisz) am meisten Raum für eigene Noten. Vorlagen von Kinks, Byrds oder Merle Travis sorgen für elegante Mood Swings.
Einige Sixties-Oldies verwursten auch Medeski Scofield Martin Wood auf "Juice" (OKeh). Ob es eine gute Idee war, John Scofield den Manzarek-Part bei "Light My Fire" zu überlassen, darf bezweifelt werden. "Sunshine of Your Love" als Fake-Reggae ist eine Zumutung. Der titelgebende Saft fließt auf dem auch andernorts eher relaxed groovenden Album nicht gerade in Strömen.
Die Jamband Gov 't Mule wird 20 und veröffentlicht Schmankerln aus ihrem Live-Archiv. "Sco.Mule" (Mascot) dokumentiert auf zwei CDs einen Auftritt mit John Scofield, der in diesem Verbund Zeit hat, auf alle Effektgeräte zu treten. Ein schamlos virtuoses Genudel, das in 24 Minuten "Afro Blue" zur vollen Blüte reift.
Fred Frith ist ein Freund des Duos. Auf zwei Einspielungen ohne kompositorischen oder konzeptuellen Ballast ruft sich der Brite als Improvisator der tausend Ideen in Erinnerung. Mit dem Bassisten Barry Guy dauert es auf "Backscatter Bright Blue" (Intakt) ein paar Minuten, bis die beiden ein interessantes Gesprächsthema finden, aber dann wird auf Teufel komm raus ohne Argumentationsarmut eine Stunde lang diskutiert. Ähnlich radikal und ohne Anflug von Selbstgefälligkeit geht es mit der Saxofonistin Lotte Anker auf "Edge of the Light"(Intakt) ziemlich forsch weiter. Da Anker den Hauptteil an Musik stemmt, kann Frith sein Gerät mit unerhörten Mitteln bearbeiten und allerlei erstaunliche Sounds finden. Ein Meister in voller Fahrt.