Alles nur nicht putzig
Beim Literaturwett bewerb Wartholz in Reichenau vertrieb ein herausragender Siegertext über Abtreibung die Betulichkeit
Lokalpolitiker, kulturinteressierte Einheimische, Schriftstellerkollegen und die werdende Mutter im bequemen Lehnsessel: Alle blickten gespannt in Richtung Lesepult. Sara Magdalena Schüller trug ihren Text über Abtreibung mit polemischer Verve vor - ein gelungener Kontrast zum Kaminfeuerknistern und den verschnörkelten Holzmöbeln in Landhausweiß.
Der malerische Pavillon der Schlossgärtnerei Wartholz steht in Reichenau an der Rax. Bereits zum achten Mal zogen sich dort am vergangenen Wochenende drei Juroren, zwölf Autoren und das Publikum in den literarischen Elfenbeinturm zurück.
Die Wettleser deckten ein breites Spektrum ab. Die Texte erschienen dem Jurytrio (Kritikerin Sandra Kegel, Filmemacherin Ruth Beckermann, Kritiker Klaus Nüchtern) gelegentlich etwas zu putzig oder zu hochgetunt; über die Qualität des Siegertextes war man sich einig.