Nicht erröten: Wenn Bildschirme Rouge tragen
Mit einem Hölderlin-Zitat stellt sich die lässig zusammengewürfelte Gruppenschau "Was die Wange röthet, kann nicht übel seyn" in der Kerstin Engholm Galerie vor, die Arbeiten von 14 hiesigen Künstlerinnen und Künstlern versammelt. Die roten Backen können dort von ausgelassener Partylaune ebenso herrühren wie von aufgetragenem Rouge, denn das Schichten, Überlagern und Durchschimmern spielt eine wichtige Rolle in der Machart der Exponate.
Den ersten Blickfang bilden die wie aufgeblasen auf dem Boden stehenden Riesen-T-Shirts, die Anna Haifisch, Johannes Schweiger und Astrid Wagner mit putzigen Tierchen bemalt haben. Nicht echt gekleckst, sondern mit Farbspritzern bedruckt hat Anne Speier ein blitzblaues Rollo für ihre Arbeit "Enfant Terrible", auf die ornamental auch Fotos von schlimmen Fingern wie Robert Downey Jr. collagiert sind.
Ist es Puder oder Malerpigment, das Manuel Gorkiewicz in Rosettenform auf drei Flatscreens am Boden gespritzt hat? Egal, während deren von oben betrachtete Gestalt an ein Kirchenfenster denken lässt, geben die unter dem Pulver nur teilweise erkennbaren Videos alltägliche Straßenszenen zu erkennen. Das Feinstoffliche und das Digitale gehen auch bei Signe Rose eine gelungene Allianz ein: Eine mit Kaffeeschlieren beschmutzte Seidenbluse wurde für die Arbeit "Iced Coffee" leinwandartig über einen Rahmen gezogen, und aus der Brusttasche leuchtet ein Bildchen auf einem iPod. Die auf dem Miniscreen gezeigten Männerunterleiber sollen dem Betrachter vielleicht die Schamesröte ins Gesicht treiben, animieren aber eher ebenso zur Spekulation wie Mariah Garnetts 16-Millimeter-Film "Encounters I may or may not have had with Peter Berlin", der auch die sexy Selbstporträts einer Schwulenikone der 70er-Jahre lange vor der Erfindung des Selfies zeigt.
Kerstin Engholm Galerie; bis 7.3.