Peymanns Rede
Sehr lustig war das Doppelporträt, das Doris Knecht von Tomček und Chrisček anfertigte, die mit ihrer plüschseligen Show H.A.P.P.Y. die Stadt glücklich machten, so glücklich, dass sie auch aufs Cover kamen. Politisch und feuilletonmäßig stand der Falter wie die gesamte österreichische Öffentlichkeit noch immer im Bann des Attentats von Oberwart.
In der Politik fragten Martin Staudinger und Klaus Zellhofer, wie braun unsere Polizei sei. Im Feuilleton stellte Roland Koberg die Frage, die sich manche österreichischen Politiker stellten: "Wie kommt er dazu?" Er, das war Burgtheaterdirektor Claus Peymann, der als Erster die Fassung gewann und die richtigen Worte fand. Im Rahmen einer Pressekonferenz zum Gastspiel einer Roma-Truppe am Burgtheater stellte er noch einmal klar, wie es dazu kam. Der Falter dokumentierte den Wortlaut.
"Ich bin ja kein Österreicher, obwohl ich es werden wollte (einen derartigen Antrag Peymanns hatte die ÖVP zweimal abgelehnt, Anm.), und bin es trotzdem, weil ich hier schon fast im zehnten Jahr lebe. (...) Als ich die Nachricht von diesem Mord gehört habe, war mir von der ersten Sekunde an klar, was dort passiert ist. Ich habe genau gewusst, dass sich weder irgendwelche Zigeuner mit Pumpguns gegenseitig liquidiert haben noch dass es ein Sprengstoffunfall war. Dass es so lange gedauert hat, bis die Polizei, die Justiz, die Politik das begriffen hat, verstehe ich bis heute nicht. Wie ist das möglich?
Niemand kann auch verstehen, dass man dann am Sonntagnachmittag 80 Polizisten hinschickt, die die Häuser der Hinterbliebenen durchwühlen. Sie müssen sich beschreiben lassen, wie das gewesen ist: Wie die das Haus gestürmt und die Kinderzimmer über den Haufen geworfen haben mit den heulenden Kindern, die den Tod des Vaters noch nicht fassen konnten."
Dann beschrieb Peymann noch "eine Schrecksekunde des österreichischen Parlamentarismus (...), eine Horde von F-Abgeordneten, die alles niederbrüllt (...), mittendrin Herr Haider, der sich auf die Schenkel klatscht."