500 Meter Innovation ohne Sackgasse
Folge 3: Der Designer Kurt Tanner hat die Reindorfgasse in Rudolfsheim-Fünfh aus wachgeküsst. Jetzt wird sie zur Begegnungszone. Und ihre Geschäft sleute sollen im Idealfall auch sonntags aufsperren dürfen
Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Kurt Tanner im Jahr 2000 für einen Tag nach Wien kam, mit seinem Fahrrad am Westbahnhof ausstieg und sich auf die Suche nach einem neuen Geschäftslokal machte, wurde er nicht im quirligen, durchboboisierten Wien-Neubau fündig, sondern im eher abseitigen Rudolfsheim-Fünfhaus. Genau genommen in der von der äußeren Mariahilfer Straße zügig Richtung Wienfluss abfallenden, 500 Meter langen schmalen Reindorfgasse. Im selben Jahr wurde in New York der Begriff "Bobos" erfunden.
Heute schauen die, die sich noch als "Bobos" oder schon als "Hipster" oder mittlerweile gar nicht mehr definieren, aber jedenfalls vorneweg sein wollen, an Samstagen gerne in der Reindorfgasse vorbei. Etwa im Block 44, einem Konzeptstore aus Café, Fahrrad und Mode. Oder in Tanners Geschäft urban tools, in dem es hochfunktionelle Taschen für Stadtbewohner gibt, die ohne ihr iPad nicht mehr aus dem Haus gehen. Wo früher leerstehende Gassenlokale das Straßenbild prägten, sind es jetzt Start-up-Shops, Galerien wie Improper Walls und Sozialprojekte wie Samstag in der Stadt. Aber auch alteingesessene Geschäfte wie eine ungarische Fleisch-Wurstwaren-Handlung oder ein beliebtes Seniorencafé sind geblieben. Und nach wie vor viele blinde Auslagen.