Der amerikanische Freund
Nach 20 Jahren hat der Wiener Avantgardist Hans Scheugl wieder einen neuen Film gemacht
Es gibt Dinge, die man sein Leben lang erinnert. Die schier endlosen Sommer der Kindheit zum Beispiel. Orte, an die man als Jugendlicher immer wieder zurückkehrte. Eine zufällige Begegnung, ob auf der Straße draußen oder im Kino auf der Leinwand. Doch woran man sich eventuell erinnert, ist selten etwas Konkretes, viel öfter nur ein Gefühl.
"Dear John", grüßt aus dem Off der Filmemacher Hans Scheugl in schönstem, Wienerisch gefärbtem Englisch einen amerikanischen Freund. Ein halbes Leben, fast 50 Jahre sei das jetzt her, dass sie einander kannten. Weder könne er sich an seine Stimme erinnern, noch an sein Gesicht, nur an die seinerzeitige Stimmung und eine mögliche Zukunft in Amerika.
Scheugl, geboren 1940 in Wien, war damals Mitte 20. Er fotografierte, er schrieb, er reiste viel, unter anderem nach Paris und Amsterdam und nach Griechenland. In Wien besuchte er die Filmschule, die anfangs noch aus Nachmittagskursen zwei Mal die Woche bestand. An seinem ersten Film, "Miliz in der Früh" (1966), arbeitete die Crème de la Crème der jungen Wiener Filmavantgarde mit: Ernst Schmidt jr., Peter Weibel, Gottfried Schlemmer, Walter Funda.